Entstehung von Capoeira:
Capoeira entstand in Brasilien aus den Kampf-& Verteidigungstechniken der afro- brasilianischen Sklaven.
Die Menschen, die seit dem 16. Jahrhundert von der portugiesischen Kolonialmacht aus verschiedenen Teilen Westafrikas als Sklaven nach Brasilien verschleppt wurden, haben versucht, durch das Weitergeben von alten Kampftechniken, Tierbeobachtungen, religiösen Ritualen, Tänzen und Musik ihre Identität und Würde zu bewahren. Sie tarnten ihr Kampftraining als Tanz und konnten dadurch Capoeira weitergeben, ohne von den Gutsherren erkannt zu werden. Mit dem wachsenden Bedürfnis nach Freiheit entwickelte sich daraus eine Widerstandsbewegung.
Viele entflohene Skalven versteckten sich im dichten Regenwald, wo Siedlungen errichtet und organisierte Überfälle auf Fazendas geplant wurden, um noch mehr Sklaven zu befreien. Ein Anführer, über den in vielen Liedern gesungen wird, war Zumbi. Er wurde am 20. November 1695 gefasst und hingerichtet.
Auch nach der Abschaffung der Sklaverei im Jahr 1888 wurde die die Ausübung der Capoeira weiterhin verboten. Erst 1934 erhielt Manoel dos Reis Machado, Mestre Bimba, ein Meister der Capoeira aus Salvador/Bahia, die offizielle Erlaubnis, eine Capoeira-Schule zu eröffnen. Er läutete dadurch nach der Zeit der Sklaverei und des Untergrundes ein neues Zeitalter ein- das Zeitalter der Akademien. Bimba ersann zum ersten Mal eine systematische Methode, Capoeira zu vermitteln. Davor wurden die Techniken durch Nachahmen erlernt.
Es brauchte noch einige Jahrzehnte bis Capoeira in der Gesellschaft Brasiliens an Anerkennung gewann.
Heutzutage gibt es viele Schulen - "academias" - verschiedener Stilrichtungen in- und außerhalb Brasiliens. Capoeira ist der brasilianischer Nationalsport und wird als Kampfkunst weltweit respektiert.
Die Roda
(portg. "roda": Rad, Kreis, Runde, Drehung, (Um)Lauf, Bekanntenkreis)
Bei Capoeira bilden die Mitspieler einen Kreis, die Roda, in dessen Mitte sich zwei Capoeiristas ein kämpferisches Spiel liefern. Währenddessen versuchen die anderen Teilnehmer mit Rhythmusinstrumenten, Singen und Klatschen eine engergiegeladene Atmosphäre zu erzeugen. Die anderen Capoeristas warten auch darauf, zu spielen, "das Spiel zu kaufen”. Sie sind genauso wichtig für das Spiel wie die beiden spielenden Capoeristas in der Mitte. Diese werden durch die Präsenz des Kreises gestärkt, es entsteht ein gemeinsames Erlebnis.
Das gemeinsame Gestalten und Beitragen sind auch wichtige Werte in der Philosphie der Capoeira. Jeder Mensch hat seine Würde und ist gleich wichtig in einer Gemeinschaft und die Mitbeteiligung aller war essentiell für den Prozess des (Überlebens) Kampfes. Auch heute noch wirkt Capoeira brückenbildend in der Begegnung zwischen Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft und Länder. Sie trägt zu einem größeren Verständnis füreinander, einem friedlichen Miteinander und einer friedlicheren Welt bei.
Bedeutung der Musik
Die Musik und die rhythmische Begleitung sind wichtige Bestandteile des Jogos- des Capoeira- Spiels. Es wird von drei verschiedenen Berimbaus, dem Gunga, Médio und Viola, einer Atabaque, zwei Pandeiros und einem Agogôs begleitet. Alle anderen Capoeiristas beteiligen sich durch rhythmisches Händeklatschen.
Die verschiedenen Berimbaus haben unterschiedliche Funktionen, der Leiter einer Roda spielt die Gunga, welchen den Rhythmus bestimmt. Die Médio spielt den Gegenrhythmus, die Viola die Variationen. Es gibt unterschiedliche Rhythmen, genannt “toques”, in der Capoeira. Die gängigsten sind u.a. São Bento Grande, Angola, Benguela oder Iúna. Der Rhythmus bestimmt die Dynamik des Capoeira- Spieles.
Die Instrumente werden mit Gesang begleitet. Es gibt einen Vorsänger, die Gruppe antwortet in Form von Refrains. Die Lieder handeln über unterschiedliche Themen, die wichtig sind für das Leben eines Capoeristas. Es gibt zahlreiche traditionelle Lieder, die über die Geschichte der Capoeira erzählen, und täglich entstehen neue, in denen auch persönliche Geschichten weitererzählt werden.
Inhalte der Musik werden während der Trainingseinheiten vermittelt.
Instrumente
Folgende Instrumente werden beim Capoeira verwendet: Das Hauptinstrument ist das Berimbau (Musikbogen). Das Berimbau wird mit dem Caxixi ( Holzrassel)gemeinsam gespielt.Weitere Instrumente sind die Atabaque (eine große Trommel,ähnlich einer Konga), das Pandeiro (Tambourin mit Schellen) und das Agogô (ein Instrument stammt aus der Sambamusik, zwei auf einem Holzstab festgeschraubten Paranussschalen werden mit einem Holzstab angeschlagen)
BATIZADO
Batizado ist portugiesisch und bedeutet Taufe. Es handelt sich um ein Initiations- und Verbrüderungsfest. Die Zeremonie der Batizado wurde von Mestre Bimba 1936 in Salvador da Bahia eingeführt. Bei der Zeremonie wird der Schüler mit seinem Spitznamen, auch Apelido genannt, aufgerufen. Er erhält seine erste Kordel und spielt symbolisch mit einem Instrutor, Professor, Mestrando oder Mestre.
Wenn ein Anfänger ein bestimmtes Können und Wissen im Bereich Capoeira erlangt hat, ist er bereit an der Batizado teilzunehmen, wo er in die Welt der Capoeira durch das Spiel mit einem hoch graduierten Capoeirista aufgenommen wird. Üblicherweise erhält der neue Schüler bei der Batizado auch einen Spitznamen, der ihm von seinem Lehrer gegeben wird. Dieser basiert häufig auf charakteristischen Eigenschaften oder einer Anekdote des Schülers.
Die Tradition der Spitznamen geht zurück auf die Zeit, in der Capoeira in den Straßenbanden Brasiliens praktiziert wurde. Damals eigneten sich die Capoeiristas ihren Decknamen an, um ihre wahre Identität vor der Polizei zu verbergen.
Ebenso erhalten die Schüler, die schon getauft wurden, bei der Batizado eine neue farbige Kordel.
Die Farbe der Kordel zeigt die verschiedenen Stufen an, auf denen sich die Praktizierenden in theoretischen Grundlagen und in der Praxis befinden.
Die Batizado ist ein spektakuläres Fest voller Freude und Glücksgefühle. Die neuen und fortgeschrittenen Capoeiristas demonstrieren ihr Können dabei vor Publikum.
Capoeira ist dabei nicht immer die einzige Attraktion. Häufig werden auch andere Afro-Brasilianische Tänze wie Maculele, Puxada de Rede oder Samba
aufgeführt.